Ein Text, der zum Nachdenken anregen sollte! Besonders für die Pferdebesitzer, die 1000 (An)Forderungen an den Stall(besitzer) haben, aber bitte nicht mehr als 100 Euro bezahlen wollen!
Eine Hom(m)age für Pensionsstallbesitzer (geschrieben von Anne Tilp, Bad Füssing, https://holsteinerausbayern.wordpress.com)
Immer wenn mich was stark beschäftigt muss ich mir es von der Seele schreiben. Am besten geht es, wenn man den praktischen Teil hinter sich gelassen hat und bereits eine Lösung gefunden hat. Zeitlebens hatte ich mit Pensionsställen zu tun. In jugendlichen Jahren als „Einsteller“ in späteren Jahren als Pensionsstallbetreiber. In früheren Jahren fand ich diese Aufgabe in Verbindung mit meinem Lehrberuf: „Pferdewirtschaftsmeisterin, klassische Reitausbildung) auch ausfüllend und spannend.
Aber nun im Jahr 2018? Ich weiß nicht genau, haben die Menschen, sprich Einsteller, sich so stark verändert? Oder bin ich quasi nur ausgeblutet, so „Burn Out“ ähnlich oder so….Jedenfalls habe ich angefangen nachzudenken.
Seit 2016 haben wir unseren Pensionsbetrieb so gut wie eingestellt. Aus diversen Gründen. Ganz vorne steht der betriebswirtschaftliche Aspekt. Natürlich, ist dieser ja zum Überleben notwendig.
Aber von vorne. Was benötigt man um einen Pensionsstall zu betreiben? Ja, richtig: Eine Reitanlage oder zu mindestens ein kleines Gehöft mit entsprechend Platz. Der Wert solcher Räumlichkeiten wird sich von 50.000 € bis zu ca. 2 Millionen einpendeln. Nehmen wir doch einfach, weil es einfach zu rechnen ist, den Wert von 500.000 €. Mieten oder vermieten wir eine Wohnung in einem Haus mit diesem Wert wird sicherlich eine Kaltmiete von + 500 € gefordert sein. Miete bezahlt man für die zur Verfügungsstellung von Räumlichkeiten die ein anderer Vorfinanziert hat und soweit wie möglich Instand hält. Meist wird dies mit einer Abschreibungsrate von 3 bis 4% gerechnet aus der sich dann erst einmal die notwendige Grundmiete errechnet.
Bei einer Reitanlage mit 500.000 € wären das 20.000 € per Jahr. Sprich ca. 1666 € im Monat die auf die Anzahl der vermietbaren Räume umgelegt werden soll. Natürlich teilen wir jetzt diese Zahl durch die möglichen Einstellplätze. Bei einer halben Million, mit Halle und Platz sowie entsprechender Inneneinrichtung (also quasi möbliertes wohnen) kann der Stall nicht mehr so groß sein… nehmen wir trotzdem mal 20 Stellplätze. Da kommen wir doch glatt auf satte 83,33 €. Um zur Vereinfachung die Zahl 100 € voll zu machen haben wir quasi den Strom und die gesetzliche Gebäudeversicherung gleich mit eingeplant.
Ach ja, essen und trinken sollte unser Hausgast ja auch noch. Okay, der zweite Hunderter ist weg. Aber 200 € bekommen wir ja locker für unsere Box. 20 Bekannte haben gleich zugesagt wie schön es wäre, wenn ihr Pferd da wohnen dürfte und man ja auch gleich noch eine Reithalle und einen Reitplatz zur Verfügung hat. Ja aber was ist mit Koppeln? Jedes Pferd braucht die Möglichkeit des freien Auslaufes und entsprechend Tageslicht. Kein Problem, können wir dazu pachten oder zukaufen… eingezäunt ist das doch gleich. Ach und einen Traktor oder ein entsprechendes Gerät sollten wir auch anschaffen. Der Reitplatz ist zu ebnen, der Mist muss aufgeschoben werden und das Futter muss auch von A nach B. Aber bei 20 Pferden ist das ja nicht viel… rechnen wir doch für die Maschinen und Weiden 20 € Aufpreis im Monat dann wird das nicht so teuer und 220 € zahlt jeder doch gern. Schwupps kalkulieren wir schlau unseren Pensionspreis mit der entsprechenden Mehrwertsteuer landen wir bei 270 €. Ja, liebe Pferdebesitzer das ist das Mittelmaß der Preise in der Pensionspferdehaltung. Aber haben wir nicht was Wichtiges vergessen???
Wer füttert 365 Tage im Jahr mindestens 2 mal?
Wer mistet die Box aus?
Wer fährt die Plätze?
Wer schiebt den Mist auf und kümmert sich das der Rasen gemäht wird?
Wer sorgt dafür das Futter und die Einstreu wohlbehalten (und vor allem vorfinanziert) in der Scheune landen?
Wer tauscht die kaputt geschlagenen Bretter oder Tröge?
Wer sorgt dafür, daß die Koppelzäune instand gehalten werden?
Wer ist da wenn der Tierarzt nur vormittags Zeit hat?
Wer holt dem Hufschmied das Pferd aus der Box?
Wer steht mir beratend zur Seite wenn der Liebling nun schon das zweite Mal krank ist?
Richtig, der Pensionsstallbesitzer. Aber weil wir uns ja kennen darf der das umsonst tun…?
Liebe Pferdebesitzer:
Wenn man so durch das Internet surft und bei verschiedenen Gruppen (z.B. Pferderecht in Facebook) mitliest, stellen sich mir die Haare zu Berge.
Fragen an den Anwalt wie:“ Der böse Stallbetreiber hat auf Jahreswechsel die Pension um 10 € erhöht, darf der das oder kann ich sofort fristlos kündigen?
Oder:“ Hilfe, mein Pferd steht im Matsch, wenn ich das nicht will kommt er nicht raus, darf ich die Miete kürzen???“ Ein befestigtes Sandpaddock kostet bei der Erstellung in einer Größe von 10 x 20m ca. 6000 € plus dass es regelmäßig abgemistet werden muss. So viele Pferde kann die nicht haben und so alt kann die Fragestellerin gar nicht werden bis sich das Paddock für Sie und Ihr Pferd abbezahlt hat weil in der Kalkulation oben wars ja noch gar nicht drin.
Die nächste Frage war: “Mein Stallbesitzer will für die Medikamentengabe bzw. Heu nass machen 5 € extra. Ist das rechtens.“ Liebe Fragestellerin, alleine der gesunde Menschenverstand sollte dir sagen, dass wenn man umsonst arbeitet kein überleben möglich ist. Und sollte das Heu nass machen täglich 2 x nur 1 min dauern, sprich 2 min. am Tag ist es im Verlauf eines Monats (30/31 Tage) mindestens eine Stunde und die gehört eigentlich vergütet. Weil noch sind wir an einem Punkt wo noch gar keine Arbeitsleistung vergütet worden ist. Sprich der Stallbetreiber hat noch nix gegessen, kein Handy, kein Auto und auch noch keine Krankenversicherung (aber krank werden kann er eh nicht, wer soll denn dann die Arbeit tun…?)
Sollte jemand den Artikel lesen wird er sich spätestens jetzt die Frage stellen: Wie machen die das dann? Ganz einfach: Da wir ja so gute Freunde sind, teilen wir einfach alles und die Kosten die die Baulichkeiten verursachen und verursacht haben trage ich als Stallbesitzer allein und du musst nur die sogenannten Nebenkosten tragen. Dann bleiben mir pro Pferd wenigsten die 83 € Abschreibung /Unterhalt im Monat. Wenn in 20 Jahren die Box zertrümmert, das Holz zerfressen und Wasserleitungen kaputt sind werde ich kündigen weil der Hallenboden ja auch nix mehr ist…